Die Schweizerin Liv Nelson ist Ultraläuferin und Doktorandin an der Universität St. Gallen. Am liebsen ist sie auf Trails mit vielen Höhenmetern und tief in der Natur unterwegs. Für uns hat sie die Skinners als Trainingstool getestet.
Aus Leidenschaft draußen in der Natur zu sein, entdeckte ich das Laufen für mich und laufe nunmehr Ultra Distanzen bzw. Strecken weiter als Marathon. Am liebsten laufe ich dabei lange Strecken alleine in der Wildnis (z.B. 2018 in Lappland, Schweden, und 2019 an der russischen Grenze in Finnland). Gelegentlich laufe ich auch Wettkämpfe oder den einten oder anderen FKT (fastest-known time), um mich mit den besten im Sport etwas zu messen – vor allem aber aus Neugier meine eigenen Grenzen zu testen.
Foto: Alexander Schwab
Eine ganz andere Art von Footwear
Dank meinen sportlichen Ambitionen kam ich in den Genuss viele verschiedene Laufschuhe testen zu dürfen (wie auch sonst diverse Ausrüstung, manchmal sogar Prototypen). Ich laufe maximal 4 mm Drop und verzichte eher auf Dämpfung. Am aller liebsten laufe ich Barfuß am Strand, was ich in meiner Kindheit dank vielem Reisen und Aufwachsen auf einem Segelschiff regelmäßig getan habe. Da ich Schweizerin bin und mittlerweile in der eher bergigen Heimat lebe gestaltet sich dies allerdings als eher schwierig, weil Sandstrände eine Rarität darstellen. Ich war daher um so neugieriger den Skinners testen zu dürfen, da es kein Barfuß / Minimalist Schuh ist, sondern ein Sockenschuh.
Man muss sich den Skinners wirklich eher wie Socken vorstellen als wie Schuhe – damit kann man eigentlich alles machen (z.B. Laufen, Wandern, Kajak, Radfahren, etc.). Ich finde diese „Socken“ für kürzere Regenerationsläufe zwischen meinen Lauftrainings toll, und vor allem um die Natur um mich herum zu entdecken. Gerade in aquatischer Umgebung, finde ich sie im wahrsten Sinne des Wortes besonders erfrischend! Das Laufen und sich Bewegen in diesen „Socken“ ist komplett lautlos, wie wenn man Barfuß unterwegs ist. Daher lässt es einen nahe an Tiere rankommen ohne sie gleich zu stören (ich beobachte gerne Tiere in der Wildnis, wie Fische oder Bieber oder…).
Foto: Alexander Schwab
Fast wie barfuß
Es ist tatsächlich ein absolut tolles Barfuß-Gefühl – wie echtes Barfuß laufen, dazu hat man noch den Schutz eines geschlossenen „Socken“ (dank gutem Sitz des „Socken“ am Fußgelenk kommt oben auch kaum Dreck oder Steinchen rein). Die Sohle ist geschmeidig und erlaubt ein direktes Gefühl des Untergrundes (ideal um auf Baumstämmen übers Wasser zu balancieren). Der Grip ist erstaunlich gut, selbst auf nassem, glitschigem Untergrund (wo herkömmliche Socken versagen würden!).
Foto: Alexander Schwab
Toll finde ich auch das sehr kleine Packmass, da man diese „Socken“ überall problemlos mitnehmen kann (sogar zusammengerollt in meiner Laufweste) und sie wiegen nur 85g das Paar (Größe M). Man kann darin entweder einen dünnen Socken anziehen oder ohne reinschlüpfen. Ich mache beides (ich habe noch keine wunden Stellen bekommen auch ohne Socken drin anzuhaben). Wasserdicht sind die Skinners nicht, aber dennoch hatte ich viel trockenere Füße im nassen Gras als erwartet. Nass sind sie nicht unangenehm zu tragen und trocknen auch recht schnell. An heißen Tagen kann es etwas warm im Socken werden (mein Tipp: einfach ins Wasser damit zur Abkühlung). An kalten Tagen kann es allerdings auch etwas kühl werden (da hilft ein zusätzlicher Socken anzuziehen, aber im Winter und im Schnee müsste man wohl ziemlich abgehärtet sein um darin länger unterwegs zu sein – das werde ich diese Saison dann noch testen!).
Skinners als Trainingstool
Um sehr lange oder technisch anspruchsvolle Strecken zu laufen, besonders etwas schneller, werde ich weiterhin zu meinen gewohnten Trainings-Schuhen greifen, da man im Skinners relativ langsam unterwegs ist (einmal weil man sich unglaublich stark auf den Untergrund konzentrieren muss und zum anderen weil es andere Muskeln beansprucht). Alpine Strecken oder Gletscherüberquerungen würde ich eher nicht damit wagen.
Foto: Alexander Schwab
Da man beim Barfuß laufen ganz andere Muskeln beansprucht als sonst in normalen Sneakers ist es ein tolles Training für die sonst eher unterbenutzen Muskelgruppen aber auch für eine bessere Wahrnehmung des Untergrunds über den man sonst einfach viel gefühlloser „drüber brettert“. Man sollte allerdings nicht gleich ein Halbmarathon mit dem Skinners laufen, sondern sich langsam an höhere Distanzen herantasten (außer man will die Wadenschmerzen danach in Kauf nehmen – ich habe es ausprobiert!).
Die meisten von uns haben mit der ganzen Dämpfung in unseren Schuhen vergessen wie schön es sich anfühlt mit der Erde direkt verbunden zu sein. Statt immer nur mit Geschwindigkeit über die Strecken zu donnern hilft es mental auch Mal zu verlangsamen, genauer hinzuschauen, und die Natur durch die Füße (die voll sind von feinsten Nervenfasern!) zu spüren. Es ist für mich ein Genuss und eine andere Art das Laufen zu erleben, was mich an unseren menschlichen Ursprung erinnert und sehr viel Freude bringt. Barfuß Laufen macht mich einfühlsamer für die Natur und Welt um mich herum und ich würde allein schon deswegen jedem raten es einmal auszuprobieren, den Skinners finde ich dafür ideal.